Jo im Talk mit dem bayrischen Urgestein Hans Bloemen

In der Sektion Glabbach in Nettetal steht an einem Lichtmast ein Hinweisschild mit der Aufschrift „Landeshauptstadt München 678 km“. Hier findet man das Schützenhaus Bayernstube und den Franz-Josef-Strauß-Platz. Wer diesen Ort besucht, könnte denken, er sei in Bayern. Hans Bloemen ist derjenige, der dies alles ins Leben gerufen hat. Der Verein „Sportschützen Niersland 1954 e. V.“ betreibt seinen Sport im Schützenhaus Bayernstube auf einer hochmodernen Anlage mit insgesamt 12 Schießplätzen auf zwei Ständen. Daneben bietet die Bayernstube Bayernkulturabende mit bayerischem Bier und original bayerischen Schnäpsen an. Im Interview spricht Hans Bloemen über seine Liebe zu Bayern, die Entstehung der Bayernstube und über viele prominente Gäste, die er zu Besuch hatte.

Hans, erzähl uns ein paar Worte zu Dir, dem Gastwirt und Zeltverleiher Hans Bloemen.

Ich wurde am 13. Mai 1947 in Wachtendonk geboren und habe nach meiner Schulzeit zwei Jahre die Landwirtschaftsschule besucht und den Hof meiner Eltern übernommen. Meine Liebe zu Bayern wohnte immer schon in meiner Brust und verfestigte sich, als ich 1971 das erste Mal nach München kam. Das war anlässlich des großen Preises für Sportschützen. Seit diesem Zeitpunkt war ich in ununterbrochener Reihenfolge beim Oktoberfestschießen in München. Ich bin Vereinsvorsitzender der Sportschützen Niersland 1954 e.V. und Kreisvorsitzender des Schützenkreises D37 Viersen im Rheinischen und Deutschen Schützenbund. Gastwirtschaft und Zeltverleih habe ich mittlerweile meinem Sohn übergeben. Meine Frau und ich helfen aber immer noch fleißig mit.

Du wirst auch „Fitti“ genannt. Was bedeutet der Name und wie kam es dazu?

Mein Onkel Gottfried lebte und arbeitete mit auf unserem Hof. Er war fünf Jahre Soldat und kam nach dem Krieg für weitere fünf Jahre in englische Kriegsgefangenschaft nach Port Said in Ägypten am Suezkanal. Als er 1950 nach Hause zurückkehrte, war ich noch ein kleiner Junge, konnte den Namen Gottfried nicht aussprechen und nannte ihn „Fitti“. So ist der Name entstanden. Jeder in der Gegend kannte meinen Onkel und nannte ihn Fitti. Später ging der Name auf mich über und hat sich bis heute erhalten.

Du betreibst seit 1985 die Bayernstube. Erzähl den Lesern, wie es dazu kam.

Anfang der 60ger Jahre wurde im Glabbach eine Schießgruppe gegründet. Nach heutiger Sicht war sie mit einfachen Mitteln behelfsmäßig aufgestellt. Wie das Leben manchmal so spielt, hatte ich Ende der siebziger Jahre innerhalb kürzester Zeit drei Sterbefälle in der Familie und habe meine Mutter, meinen Vater und meinen Onkel verloren. Das war der Grund für mich, die Landwirtschaft aufzugeben. Beruflich orientierte ich mich in den kaufmännischen Bereich. Da ich auch damals schon Sportschütze war und auf dem Hof ausreichend Räumlichkeiten zur Verfügung standen, habe ich mit Genehmigung der Stadt Nettetal einen Schießstand gebaut. Auf diese Weise konnte ich meine Liebe zum Schützenwesen und zu Bayern miteinander verknüpfen und habe den Namen „Schützenhaus Bayernstube“ erfunden.

Wenn man Dich fragt, warum man die Bayernstube besuchen sollte, was würdest Du antworten?

Wenn man die bayrische Kultur mag und das Schützenhaus Bayernstube besucht, hat man das Gefühl nach Hause zu kommen. Hier wirst du als Mensch behandelt. In der Stube ist es gemütlich, urig bayrisch mit harmonischem Ambiente. Außerdem findet man hier ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis.

Du bist in Deinem Herzen ein echter Bayer und sogar Mitglied in der CSU. Was waren Deine Beweggründe?

Bayern steht oft an der Spitze oder wird als Vorzeige-Land benutzt. Es trägt als Nettozahler mehr als die Hälfte des Länderfinanzausgleiches. Das Land ist über Jahrzehnte von der CSU geprägt worden und vereint Brauchtum, Kultur, Heimatbewusstsein und landschaftliche Schönheit miteinander.

Du kennst sehr viele Prominente in Bayern. Erzähl dem Leser davon.

Man könnte sagen, dass ich schon als Junge ein Fan von Franz-Josef Strauß war und wurde später CSU-Mitglied. Ich besuchte mehrmals den Parteitag zum politischen Aschermittwoch in Passau und hatte dort auch die Berechtigung, mich im Sicherheitsbereich aufzuhalten. Dadurch traf ich natürlich auch auf CSU-Größen wie Horst Seehofer, Thomas Kreuzer, Barbara Stamm, Alexander Dobrindt und Edmund Stoiber und hatte die Gelegenheit, einige Worte mit diesen Persönlichkeiten zu wechseln.

Was bedeutet für Dich der Schießsport?

Schon als junger Mensch konnte ich mich für den Schießsport begeistern und bin ihm bis heute treu geblieben. Als Vorsitzender der Sportschützen Niederland 1954 e.V. und als Kreisvorsitzender des Schützenkreises 037 Viersen im Deutschen und Rheinischen Schützenbund setze ich mich für die Belange der Schützen ein.

Es gibt viele Vorurteile gegen Sportschützen. Was sagst Du dazu?

Mir ist natürlich bekannt, dass dem Schießsport ein negatives Image anlastet. Die Realität sieht jedoch anders aus. In diesem Sport zählt Disziplin, Ordnung, Gewissenhaftigkeit und Konzentration. Es gibt sogar die Möglichkeit, den Schießsport als ein Therapieangebot zu verwenden.

Die Bayernstube ist mittlerweile eine Kultkneipe am Niederrhein geworden. Warum ist das so?

Auch am Niederrhein identifizieren sich viele Menschen mit Bayern und freuen sich, hier ein bisschen bayrisches Flair zu finden und sich wohl zu fühlen.

Was ist der Bayernkultabend in der Bayernstube?

An diesem Abend kommen Menschen mit vielerlei Ansichten und Ideen in die Bayernstube. Man trifft sich auf ein Bier, plaudert und viele hoffen auf etwas Entspannung vom Alltag.

Welchen Beruf haben sich Deine Eltern für Dich vorgestellt?

Ich war der einzige Sohn in der Familie und meine Eltern haben mir meinen Beruf vorbestimmt. Obwohl ich erst 14 Jahre alt war, musste ich Bauer werden, da gab es kein wenn und kein aber.

Wie unterscheidet sich die Bayernstube von anderen Gaststätten?

Der Schützenverein besteht im Moment aus 70 Mitgliedern und trainiert zu festen Zeiten am Montag und Dienstag. Zum Ende der Woche sind die Räumlichkeiten oft durch geschlossene Gesellschaften belegt. Im Laufe der Jahre hat es sich eingebürgert, dass die Bayernstube am Mittwoch für die Öffentlichkeit geöffnet hat. Dies nutzen viele Menschen, weil sie wissen, dass sie an diesem Tag hier immer jemanden treffen können.

Was macht Dir an Deiner Tätigkeit am meisten Spaß?

Ich habe meine Arbeit immer mit Herz und Liebe gemacht und denke, ganz gut mit Menschen umgehen zu können. Dabei habe ich schon viele interessante Charaktere kennengelernt.

Was war Deine wichtigste Entscheidung als Geschäftsmann?

Das ist eine schwierige Frage, aber ich glaube, man sollte mit der Zeit gehen und sich ihr anpassen. Was heute richtig erscheint, kann morgen schon falsch sein oder umgekehrt.

Hast Du für uns eine Geschichte parat? Irgendetwas, dass Dir bis heute in Erinnerung geblieben ist?

Beim großen Trachtenumzug des Oktoberfestes 1984 in München stand ich gegenüber dem Bayrischen Rundfunk und hielt ein großes Transparent mit der Aufschrift: „Der beste Mann muss Kanzler werden - Franz-Josef Strauß für Deutschland“, in der Hand. Die meisten Zugteilnehmer applaudierten, als sie das Schild bemerkten. Im Wagen mit der Nummer 32 saß Franz-Josef Strauß. Sein Wagen blieb vor mir stehen und er fragte mich, woher ich käme. Ich antwortete: „Vom Niederrhein“. Er applaudierte mir ebenfalls zu und bemerkte, dass sei spitze. Später habe ich mit ihm gemeinsam im Festzelt Schottenhammel ein Bier getrunken. Das werde ich nicht vergessen.

Was sind die drei Dinge, die mit auf die Insel müssen?

Ich würde auf keine Insel fahren. Da ist mir zu viel Wasser drum herum. Ich würde mit meiner lieben Frau und meiner Familie in den Bayerischen Wald fahren. Dort finde ich alles, was ich brauche. Eine schöne Gegend, gutes Essen und vieles mehr.

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